Begrenzung der Sozialhilfeleistungen für Ausländer aus Drittstaaten: verfassungswidrig und kontraproduktiv

28. April 2022

Der Bun­des­rat will die So­zi­al­hil­fe für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der aus Dritt­staa­ten wei­ter ein­schrän­ken. Er hat bis zum 3. Mai ei­ne Rei­he von Vor­schlä­gen zur Ge­set­zes­än­de­rung in die Ver­nehm­las­sung ge­schickt. Kern­punkt ist die Kür­zung des Grund­be­darfs um 20% für die ers­ten drei Jah­re Auf­ent­halt.

«Die De­mo­kra­ti­schen Ju­ris­tin­nen und Ju­ris­ten der Schweiz, grund­rech­te.ch und So­li­da­rité sans fron­tières wen­den sich ent­schie­den ge­gen die ge­plan­te Ge­set­zes-Ver­schär­fung: Sie ist will­kür­lich, nicht prak­ti­ka­bel, ver­fas­sungs­wid­rig, kon­tra­pro­duk­tiv und letzt­lich auch ras­sis­tisch.

Im Ver­gleich zu den er­wei­ter­ten Rech­ten auf Fa­mi­li­en­zu­sam­men­füh­rung von EU- und EFTA-Bür­gern wür­den Aus­län­der:in­nen aus Dritt­staa­ten oh­ne ob­jek­ti­ven Grund dis­kri­mi­niert und in ih­rem Fa­mi­li­en- und So­zi­al­le­ben un­ver­hält­nis­mäs­sig ein­ge­schränkt. Die Mehr­heit der Aus­län­der:in­nen aus Dritt­staa­ten, die von die­ser Kür­zung der So­zi­al­hil­fe be­trof­fen wä­ren, sind Fa­mi­li­en mit Kin­dern, auch sol­che, bei de­nen ein El­tern­teil den Schwei­zer Pass be­sitzt. Aus­län­di­sche Per­so­nen sind in den pre­kärs­ten Be­völ­ke­rungs­schich­ten be­reits jetzt über­re­prä­sen­tiert. Da der Be­zug von So­zi­al­hil­fe die Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung ge­fähr­det, zie­hen es vie­le Men­schen vor, in Ar­mut zu le­ben. Es wä­re fa­tal, sie noch wei­ter in die Ar­mut zu trei­ben!

Die Vor­la­ge wird von ei­nem brei­ten Spek­trum po­li­ti­scher Ak­teu­re ab­ge­lehnt: SODK, SKOS, HEKS, SGG, Re­gie­rungs­rat des Kan­tons Aar­gau, VPOD, Char­ta So­zi­al­hil­fe Schweiz, Ave­nir So­ci­al, VPOD um nur ei­ni­ge zu nen­nen. Sie kri­ti­sie­ren ins­be­son­de­re die Ver­fas­sungs­mäs­sig­keit, die Be­haup­tung, dass das Pro­jekt tat­säch­lich zu Ein­spa­run­gen füh­ren wür­de, so­wie die Kos­ten zu­las­ten der Kan­to­ne, die ei­ne Um­set­zung ver­ur­sa­chen könn­te.

Für mehr Ge­rech­tig­keit und ge­gen Dis­kri­mi­nie­rung im So­zi­al­we­sen wä­re es weit­aus ef­fek­ti­ver Un­gleich­hei­ten zu ver­rin­gern an­statt sie aus­zu­bau­en. Der Bun­des­rat ist auf­ge­for­dert, die Ge­set­zes­vor­la­ge er­satz­los zu­rück­zu­zie­hen.

Das voll­stän­di­ge Ar­gu­men­ta­ri­um der drei un­ter­zeich­nen­den Or­ga­ni­sa­tio­nen fin­den Sie hier.

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