Urteil BVGer A-1713/2014

17. November 2014

Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt

Ab­tei­lung I

A-1713/201

Ur­teil vom 17. No­vem­ber 2014

Be­set­zung

Rich­ter Mau­ri­zio Grep­pi (Vor­sitz),

Rich­ter Jérôme Can­dri­an,

Rich­te­rin Clau­dia Pas­qua­let­to Péquignot,

Ge­richts­schrei­ber An­dre­as Mei­er.

Par­tei­en

A._,

ver­tre­ten durch Rechts­an­wäl­tin Ma­nue­la Schil­ler,

An­walts­bü­ro Del­phin­stras­se,

Del­phin­stras­se 5, 8008 Zü­rich,

Be­schwer­de­füh­rer,

ge­gen

Bun­des­amt für Po­li­zei Fed­pol,

Rechts­dienst und Da­ten­schutz,

Nuss­baum­stras­se 29, 3003 Bern,

Vor­in­stanz.

Ge­gen­stand

Lö­schung von Da­ten im elek­tro­ni­schen In­for­ma­ti­ons­sys­tem HOO­GAN.

Sach­ver­halt:

A.

A._ be­gab sich am (Da­tum im Jahr 2012) zum Sta­di­on Let­zi­grund in Zü­rich, um ein Fuss­ball­spiel zwi­schen dem FC B._ und dem FC C._ zu be­su­chen. Beim Be­tre­ten des Sta­di­ons wur­de er vom Si­cher­heits­per­so­nal ei­ner Kon­trol­le un­ter­zo­gen. Da­bei wur­den in sei­nem Ruck­sack zwei Rauch­pe­tar­den der Ka­te­go­rie P1 auf­ge­fun­den. Nach­dem die hin­zu­ge­zo­ge­ne Stadt­po­li­zei Zü­rich A._ be­fragt hat­te, wur­de die­sem durch den Si­cher­heits­ver­ant­wort­li­chen des FC B._ ein zwei­jäh­ri­ges na­tio­na­les Sta­di­on­ver­bot auf­er­legt. Ge­stützt auf Art. 4 des Kon­kor­dats vom 15. No­vem­ber 2007 über Mass­nah­men ge­gen Ge­walt an­läss­lich von Sport­ver­an­stal­tun­gen (vgl. Lo­se­blatt­samm­lung des Kan­tons Zü­rich [LS] 551.19; nach­fol­gend: Kon­kor­dat) ver­füg­te die Stadt­po­li­zei Zü­rich am (...) zu­dem ein zehn­mo­na­ti­ges Rayon­ver­bot. Wei­ter er­öff­ne­te die Staats­an­walt­schaft Zü­rich-Lim­mat ei­ne Straf­un­ter­su­chung we­gen ver­such­ter Wi­der­hand­lung ge­gen das Spreng­stoff­ge­setz. Schliess­lich gab das Bun­des­amt für Po­li­zei (Fed­pol) A._ mit Schrei­ben vom (...) Kennt­nis da­von, dass sei­ne Da­ten im elek­tro­ni­schen In­for­ma­ti­ons­sys­tem "HOO­GAN" er­fasst wor­den sei­en.

B.

A._ führ­te ge­gen­über der Po­li­zei und der Staats­an­walt­schaft aus, er ge­hö­re ei­ner Fan-Grup­pie­rung des FC C._ an. Bei be­sag­tem Ruck­sack hand­le es sich um ei­nen ge­mein­sa­men Ruck­sack die­ser Grup­pie­rung, in dem sich die Fah­nen be­fin­den wür­den und der je­weils von ei­nem an­de­ren Mit­glied der Grup­pie­rung mit nach Hau­se ge­nom­men wer­de. Er ha­be den Ruck­sack nach dem letz­ten Spiel des FC C._ an sich ge­nom­men und ihn zum Spiel FC B._ - FC C._ wie­der mit­ge­bracht. Da man sich in­ner­halb der Grup­pie­rung ei­nig sei, im be­sag­ten Ruck­sack kei­ne py­ro­tech­ni­schen Ge­gen­stän­de zu ver­stau­en, ha­be er zwi­schen­zeit­lich nie in den Ruck­sack ge­schaut und sei da­von aus­ge­gan­gen, dass sich dar­in nur die Fah­nen be­fin­den wür­den.

C.

Mit Ver­fü­gung vom 17. Ju­ni 2013 stell­te die Staats­an­walt­schaft das Straf­ver­fah­ren ein. Sie führ­te aus, man­gels wei­te­rer Be­wei­se könn­ten die Aus­sa­gen von A._ nicht rechts­ge­nü­gend wi­der­legt wer­den. Es sei ihm so­mit nicht nach­zu­wei­sen, ge­wusst zu ha­ben, dass sich im von ihm mit­ge­führ­ten Ruck­sack py­ro­tech­ni­sche Ge­gen­stän­de be­fin­den. Da der (fahr­läs­si­ge) Be­sitz von py­ro­tech­ni­schen Ge­gen­stän­den nicht straf­bar sei, sei das Straf­ver­fah­ren ein­zu­stel­len. Die Staats­an­walt­schaft auf­er­leg­te A._ in­des die Ver­fah­rens­kos­ten, denn die­ser ha­be, in­dem er ei­ne Kon­trol­le des Ruck­sacks un­ter­las­sen ha­be, die Ein­lei­tung des Straf­ver­fah­rens schuld­haft ver­ur­sacht.

D.

Mit Schrei­ben vom 19. Fe­bru­ar 2014 ge­lang­te A._ ans Fed­pol und mach­te gel­tend, wie aus der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung der Staats­an­walt­schaft her­vor­ge­he, hät­ten sich die Vor­wür­fe, auf de­nen das von der Stadt­po­li­zei Zü­rich aus­ge­spro­che­ne Rayon­ver­bot ba­sie­re, als falsch her­aus­ge­stellt. A._ er­such­te das Fed­pol, sämt­li­che über ihn in HOO­GAN ge­spei­cher­ten Da­ten zu lö­schen.

E.

Mit Ver­fü­gung vom 26. Fe­bru­ar 2014 wies das Fed­pol das Lö­schungs­ge­such ab. Zur Be­grün­dung führ­te es aus, A._ ha­be ge­mäss dem Po­li­zei­rap­port zu­ge­ge­ben, zwei py­ro­tech­ni­sche Ge­gen­stän­de im Ruck­sack ins Sta­di­on trans­por­tiert zu ha­ben. Der Ein­trag sei nach Art. 24a Abs. 2 Bst. b des Bun­des­ge­set­zes über Mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit (BWIS, SR 120) zu Recht er­folgt, da ge­gen A._ ein Sta­di­on- und ein Rayon­ver­bot aus­ge­spro­chen wor­den sei­en und sich die­se Mass­nah­men ih­rer­seits auf ei­ne po­li­zei­li­che An­zei­ge we­gen Wi­der­hand­lung ge­gen das Spreng­stoff­ge­setz ge­stützt hät­ten. Kom­me es in sol­chen Fäl­len zu ei­ner Über­prü­fung durch die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den, so ha­be das Fed­pol die Re­sul­ta­te der Un­ter­su­chung zwar zu be­rück­sich­ti­gen, doch ma­che es den Aus­gang der Prü­fung nicht von ei­nem förm­li­chen straf­pro­zes­sua­len Re­sul­tat ab­hän­gig. Dies, zu­mal Per­so­nen, ge­gen die Mass­nah­men wie ein Sta­di­on- oder ein Rayon­ver­bot ver­hängt wor­den sei­en, nach Art. 24a Abs. 2 Bst. c BWIS auch dann in HOO­GAN er­fasst wer­den könn­ten, wenn es we­der zu ei­ner An­zei­ge noch zu ei­ner Be­ur­tei­lung durch die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den ge­kom­men sei. Ei­ne au­to­ma­ti­sche Über­tra­gung der Er­kennt­nis­se der Straf­be­hör­den auf die ver­wal­tungs- bzw. po­li­zei­recht­lich zu be­ur­tei­len­den Sach­ver­hal­te sei ins­be­son­de­re dann zu ver­wer­fen, wenn die­se Er­kennt­nis­se auf spe­zi­fi­sche Ei­gen­ar­ten des straf­pro­zes­sua­len Be­weis­rechts oder der ma­te­ri­ell­recht­li­chen Sub­sum­ti­on un­ter ei­nen Straf­tat­be­stand zu­rück­zu­füh­ren sei­en. Da A._ vom Vor­wurf der Wi­der­hand­lung ge­gen das Spreng­stoff­ge­setz nicht frei­ge­spro­chen wor­den sei, son­dern das Ver­fah­ren nach dem Grund­satz "in du­bio pro reo" (im Zwei­fel für den An­ge­klag­ten) ein­ge­stellt wor­den sei, ver­mö­ge der Aus­gang des Straf­ver­fah­rens an der Ein­tra­gung in HOO­GAN nichts zu än­dern. Denn die Mass­nah­men, die zu ei­ner Ein­tra­gung in HOO­GAN füh­ren könn­ten, sei­ne prä­ven­ti­ver Na­tur und hät­ten kei­nen straf­recht­li­chen Cha­rak­ter. Der Grund­satz "in du­bio pro reo" als Be­stand­teil der straf­recht­li­chen Un­schulds­ver­mu­tung kom­me in Be­zug auf HOO­GAN da­her nicht zum Tra­gen.

F.

Am 31. März 2014 er­hebt A._ (nach­fol­gend: Be­schwer­de­füh­rer) beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Be­schwer­de ge­gen die Ver­fü­gung vom 26. Fe­bru­ar 2014. Er be­an­tragt, die Ver­fü­gung sei auf­zu­he­ben und die in HOO­GAN über ihn ge­spei­cher­ten Da­ten sei­en zu lö­schen (Rechts­be­geh­ren 1 und 2). Wei­ter be­an­tragt er, das Fed­pol (nach­fol­gend: Vor­in­stanz) sei zu ver­pflich­ten, dem FC B._ die Auf­he­bung des Sta­di­on­ver­bots zu emp­feh­len (Rechts­be­geh­ren 3).

Der Be­schwer­de­füh­rer macht gel­tend, nach dem kla­ren Wort­laut der bun­des­rät­li­chen Bot­schaft sei bei ei­nem Frei­spruch ei­ne Lö­schung der Da­ten in HOO­GAN zwin­gend. Dar­an ver­mö­ge auch die Be­stim­mung von Art. 24a Abs. 2 Bst. c BWIS nichts zu än­dern. Wei­ter sei zu be­ach­ten, dass der Grund­satz "in du­bio pro reo" nicht an­wend­bar sei, wenn die Staats­an­walt­schaft über ei­ne An­kla­ge­er­he­bung bzw. ei­ne Ein­stel­lung des Straf­ver­fah­rens ent­schei­de. In die­sem Fall gel­te viel­mehr der Grund­satz "in du­bio pro du­rio­re" (im Zwei­fel für das Här­te­re). Be­ste­he ei­ne un­kla­re Be­weis­la­ge, sei­en die Hür­den für ei­ne Ein­stel­lung des Ver­fah­rens durch die Staats­an­walt­schaft al­so er­heb­lich hö­her als für ei­nen Frei­spruch durch das Straf­ge­richt. So­weit die Vor­in­stanz ei­ne Ein­stel­lung des Ver­fah­rens durch die Staats­an­walt­schaft als "Frei­spruch zwei­ter Klas­se" an­se­he, ver­keh­re sie die Din­ge dem­nach ins Ge­gen­teil.

G.

Die Vor­in­stanz be­an­tragt in ih­rer Ver­nehm­las­sung vom 12. Mai 2014, die Be­schwer­de sei ab­zu­wei­sen, so­weit dar­auf ein­zu­tre­ten sei. Sie führt aus, der Be­schwer­de­füh­rer ver­ken­ne, dass zwi­schen ei­ner Ein­stel­lungs­ver­fü­gung der Staats­an­walt­schaft und ei­nem ge­richt­li­chen Frei­spruch ein grund­le­gen­der Un­ter­schied be­ste­he: Ei­ne Ein­stel­lungs­ver­fü­gung er­fol­ge im straf­recht­li­chen Vor­ver­fah­ren und sa­ge nur aus, dass bis zum Ver­fü­gungs­zeit­punkt nicht ge­nü­gend Be­weis­mit­tel bei­ge­bracht wer­den konn­ten, um ei­ne Über­wei­sung an den Straf­rich­ter an­zu­ord­nen. Sie sei da­mit rein pro­zes­sua­ler Na­tur. Über die Fra­ge, ob der Be­schul­dig­te die ihm vor­ge­wor­fe­ne Tat be­gan­gen ha­be oder nicht, sa­ge das Vor­ver­fah­ren ma­te­ri­ell nichts aus. Erst ein um­fang­rei­ches Haupt­ver­fah­ren mit ei­nem aus­sa­ge­kräf­ti­gen Be­weis­ver­fah­ren er­lau­be ei­ne ver­läss­li­che Be­ur­tei­lung des vor­ge­wor­fe­nen De­likts. Selbst wenn man im Üb­ri­gen da­von aus­ge­he, dass ei­ne Ein­stel­lungs­ver­fü­gung ei­nem ge­richt­li­chen Frei­spruch "in du­bio pro reo" gleich­kom­me, kön­ne dies nicht au­to­ma­tisch die Lö­schung der Ver­zeich­nung in HOO­GAN zur Fol­ge ha­ben. Denn, wie be­reits in der an­ge­foch­te­nen Ver­fü­gung aus­ge­führt, kom­me der Grund­satz "in du­bio pro reo" als Be­stand­teil der straf­recht­li­chen Un­schulds­ver­mu­tung in Be­zug auf HOO­GAN nicht zum Tra­gen.

Im Üb­ri­gen er­läu­tert die Vor­in­stanz, ge­stützt auf Art. 12 Abs. 1 und 2 der Ver­ord­nung vom 4. De­zem­ber 2009 über ver­wal­tungs­po­li­zei­li­che Mass­nah­men des Bun­des­am­tes für Po­li­zei und über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem HOO­GAN (VVMH, SR 120.52) wür­den die Da­ten drei Jah­re nach Ab­lauf der letz­ten zu ei­ner Per­son ein­ge­tra­ge­nen Mass­nah­me aus HOO­GAN ge­löscht. Im vor­lie­gen­den Fall sei ei­ne der bei­den ein­ge­tra­ge­nen Mass­nah­men, näm­lich das Sta­di­on­ver­bot, noch bis zum (Da­tum im Jahr 2014) ak­tiv. Wäh­rend der an­schlies­sen­den Drei­jah­res­frist wür­den die Da­ten als in­ak­tiv ge­kenn­zeich­net. Das be­deu­te, dass sie für die HOOGAN-Verant­wortlichen von Bund und Kan­to­nen noch sicht­bar sei­en, nicht aber für Po­li­zei- oder Si­cher­heits­kräf­te an Sport­an­läs­sen. Am (Da­tum im Jahr 2017) wür­den die Da­ten des Be­schwer­de­füh­rers, so­fern kei­ne neue Mass­nah­me hin­zu­kom­me, so­dann de­fi­ni­tiv ge­löscht.

H.

Der Be­schwer­de­füh­rer hält in sei­ner Stel­lung­nah­me vom 16. Ju­ni 2014 an sei­ner Be­schwer­de fest.

I.

Auf die wei­te­ren Vor­brin­gen der Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten und die sich bei den Ak­ten be­find­li­chen Schrift­stü­cke wird, so­weit re­le­vant, in den nach­fol­gen­den Er­wä­gun­gen ein­ge­gan­gen.

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zieht in Er­wä­gung:

1.

1.1 Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt be­ur­teilt ge­mäss Art. 31 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes (VGG, SR 173.32) Be­schwer­den ge­gen Ver­fügungen nach Art. 5 des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes (VwVG, SR 172.021). Der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid, der in An­wen­dung des BWIS und des Bun­des­ge­set­zes über den Da­ten­schutz (DSG, SR 235.1) er­gan­gen ist, stellt ei­ne sol­che Ver­fü­gung dar. Das Fed­pol ge­hört zu den Be­hör­den nach Art. 33 Bst. d VGG und ist da­her ei­ne Vor­in­stanz des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts.

Ei­ne Aus­nah­me, was das Sach­ge­biet an­geht, ist nicht ge­ge­ben. Ins­be­son­de­re kommt Art. 32 Abs. 1 Bst. a VGG nicht zum Tra­gen, wo­nach die Be­schwer­de bei Ver­fü­gun­gen auf dem Ge­biet der in­ne­ren und äus­se­ren Si­cher­heit des Lan­des grund­sätz­lich aus­ge­schlos­sen ist: Ge­meint sind da­mit An­ord­nun­gen mit vor­wie­gend po­li­ti­schem Cha­rak­ter, die sich für ei­ne rich­ter­li­che Über­prü­fung nicht eig­nen (vgl. BV­GE 2013/33 E. 1.2 und Ur­teil des BV­Ger A-8284/2010 vom 21. Ju­ni 2011 E. 1.2; vgl. insb. auch Bot­schaft zur Teil­re­vi­si­on der Bun­des­rechts­pfle­ge vom 28. Fe­bru­ar 2001, BBl 2001 4202, S. 4387). Die ge­setz­li­che Re­ge­lung zur Füh­rung von HOO­GAN fin­det sich zwar im BWIS, doch geht es bei der Be­kämp­fung von Ge­walt an Sport­ver­an­stal­tun­gen nicht um die in­ne­re Si­cher­heit im en­ge­ren Sinn. Zu­dem hat die an­ge­foch­te­ne Ver­fü­gung kei­nen po­li­ti­schen Cha­rak­ter und er­weist sich oh­ne Wei­te­res als jus­ti­zia­bel.

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ist dem­nach zur Be­ur­tei­lung der vor­lie­gen­den Be­schwer­de zu­stän­dig. Das Ver­fah­ren rich­tet sich nach dem VwVG, so­weit das VGG nichts an­de­res be­stimmt (Art. 37 VGG).

1.2 Zur Be­schwer­de ist nach Art. 48 Abs. 1 VwVG be­rech­tigt, wer vor der Vor­in­stanz am Ver­fah­ren teil­ge­nom­men oder kei­ne Mög­lich­keit zur Teil­nah­me er­hal­ten hat (Bst. a), durch die an­ge­foch­te­ne Ver­fü­gung be­son­ders be­rührt ist (Bst. b) und ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an de­ren Auf­he­bung oder Än­de­rung hat (Bst. c).

1.2.1 Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­tragt mit sei­nem Rechts­be­geh­ren 3, die Vor­in­stanz sei zu ver­pflich­ten, dem FC B._ die Auf­he­bung des Sta­di­on­ver­bots zu emp­feh­len. Die­ses Ver­bot war bis zum (Da­tum im Jahr 2014) be­fris­tet; es be­steht un­ter­des­sen al­so nicht mehr. Be­züg­lich des Rechts­be­geh­rens 3 ist das Be­schwer­de­ver­fah­ren da­her als ge­gen­stands­los ge­wor­den ab­zu­schrei­ben (vgl. da­zu An­dré Mo­ser / Mi­cha­el Beusch / Lo­renz Kneu­büh­ler, Pro­zes­sie­ren vor dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, 2. Auf­la­ge 2013, Rz. 3.206 f., 3.209, 3.224). Im Üb­ri­gen wä­re auf die­ses Rechts­be­geh­ren oh­ne­hin nicht ein­zu­tre­ten ge­we­sen. Denn we­der hat die Vor­in­stanz ei­ne Emp­feh­lung be­tref­fend Sta­di­on­ver­bot ge­prüft, noch hat der Be­schwer­de­füh­rer in sei­nem Lö­schungs­ge­such vom 19. Fe­bru­ar 2014 ei­ne sol­che ver­langt. Die an­ge­foch­te­ne Ver­fü­gung spricht sich so­mit nicht über die Ver­pflich­tung der Vor­in­stanz aus, die be­an­trag­te Emp­feh­lung zu er­las­sen, wes­halb die­se Ver­pflich­tung auch nicht Streit­ge­gen­stand des Be­schwer­de­ver­fah­rens hät­te sein kön­nen (vgl. da­zu Mo­ser/ Beusch/Kneu­büh­ler, a.a.O., Rz. 2.8).

1.2.2 So­weit der Be­schwer­de­füh­rer auf die Lö­schung der in HOO­GAN über ihn ge­spei­cher­ten Da­ten ab­zielt (Rechts­be­geh­ren 1 und 2), ist er hin­ge­gen oh­ne Wei­te­res zur Be­schwer­de le­gi­ti­miert.

1.3 Auf die frist- und form­ge­recht ein­ge­reich­te Be­schwer­de (vgl. Art. 50 Abs. 1 und Art. 52 Abs. 1 VwVG) ist so­mit ein­zu­tre­ten, so­weit sie nicht ge­gen­stands­los ge­wor­den ist.

2.

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt über­prüft die an­ge­foch­te­ne Ver­fü­gung auf Rechts­ver­let­zun­gen - ein­schliess­lich un­rich­ti­ger oder un­voll­stän­di­ger Fest­stel­lung des rechts­er­heb­li­chen Sach­ver­halts und Rechts­feh­ler bei der Aus­übung des Er­mes­sens - so­wie auf An­ge­mes­sen­heit hin (vgl. Art. 49 VwVG).

3.

Zu­nächst ist ein Über­blick über die recht­li­chen Grund­la­gen zu ge­ben, die im Zu­sam­men­hang mit der be­an­stan­de­ten Ein­tra­gung bzw. de­ren Lö­schung mass­geb­lich sind.

3.1 Ge­mäss Art. 24a Abs. 1 BWIS be­treibt die Vor­in­stanz ein elektro­nisches In­for­ma­ti­ons­sys­tem, in das Da­ten über Per­so­nen auf­ge­nom­men wer­den, die sich an­läss­lich von Sport­ver­an­stal­tun­gen im In- und Aus­land ge­walt­tä­tig ver­hal­ten ha­ben. Die­ses In­for­ma­ti­ons­sys­tem trägt nach Art. 8 ff. VVMH die Be­zeich­nung "HOO­GAN".

3.2 Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ein­tra­gung in HOO­GAN sind in Art. 24a Abs. 2 BWIS nä­her ge­re­gelt. Die­se Be­stim­mung lau­tet wie folgt:

In das In­for­ma­ti­ons­sys­tem dür­fen In­for­ma­tio­nen über Per­so­nen, ge­gen die Aus­rei­se­sper­ren, Mass­nah­men nach kan­to­na­lem Recht im Zu­sam­men­hang mit Ge­walt­tä­tig­kei­ten an­läss­lich von Sport­ver­an­stal­tun­gen oder an­de­re Mass­nah­men wie Sta­di­on­ver­bo­te ver­hängt wor­den sind, auf­ge­nom­men wer­den, wenn:

a. die Mass­nah­me von ei­ner rich­ter­li­chen Be­hör­de aus­ge­spro­chen oder be­stä­tigt wor­den ist;

b. die Mass­nah­me auf­grund ei­ner straf­ba­ren Hand­lung aus­ge­spro­chen wor­den ist, die zur An­zei­ge an die zu­stän­di­gen Be­hör­den ge­bracht wur­de; oder

c. die Mass­nah­me zur Wah­rung der Si­cher­heit von Per­so­nen oder der Sport­ver­an­stal­tung not­wen­dig ist und glaub­haft ge­macht wer­den kann, dass die Mass­nah­me be­grün­det ist.

Wäh­rend die in der Be­stim­mung er­wähn­ten "Aus­rei­se­sper­ren" in Art. 24c ff. BWIS ge­re­gelt sind, er­ge­ben sich die Mass­nah­men nach kan­to­na­lem Recht (ins­be­son­de­re) aus Art. 4 bis 9 des Kon­kor­dats. Die eben­falls er­wähn­ten Sta­di­on­ver­bo­te sind so­dann pri­vat­recht­lier Na­tur, doch kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den den Or­ga­ni­sa­to­ren von Sport­ver­an­stal­tun­gen nach Art. 7a Abs. 1 VVMH bzw. nach Art. 10 des Kon­kor­dats emp­feh­len, ei­ne sol­che Mass­nah­me aus­zu­spre­chen.

3.3 Ge­stützt auf Ab­satz 4 von Art. 24a BWIS ha­ben be­stimm­te Be­hör­den und Amts­stel­len In­for­ma­tio­nen über Per­so­nen nach Ab­satz 1 an die Vor­in­stanz wei­ter­zu­ge­ben. Die­se hat ge­mäss Ab­satz 6 zu prü­fen, ob die In­for­ma­tio­nen, die ihr über­mit­telt wer­den, rich­tig und er­heb­lich im Sinn von Ab­satz 2 sind.

3.4 In Art. 24a Abs. 10 BWIS wird fest­ge­hal­ten, das Recht, Aus­künf­te über die Da­ten HOO­GAN zu er­hal­ten und die­se be­rich­ti­gen zu las­sen, rich­te sich nach Art. 5 und 8 DSG. Da­mit stellt der Ge­setz­ge­ber klar, dass das DSG auf das Ein­sichts­recht und den An­spruch auf Be­rich­ti­gung von Per­so­nen­da­ten oh­ne Ein­schrän­kun­gen zur An­wen­dung kommt (vgl. da­zu Eva Ma­ria Bel­ser / As­trid Epi­ney / Bern­hard Wald­mann, Da­ten­schutz­recht, Grund­la­gen und öf­fent­li­ches Recht, 2011, § 8 Rz. 79 ff.). Ge­stützt auf Art. 5 Abs. 2 DSG kann so­mit je­de be­trof­fe­ne Per­son ver­lan­gen, dass un­rich­ti­ge Da­ten in HOO­GAN be­rich­tigt wer­den. Zu be­ach­ten ist in­des, dass sich die­se Be­stim­mung al­lein auf die in­halt­li­che Rich­tig­keit, die Ak­tua­li­tät und die Voll­stän­dig­keit von Da­ten be­zieht. Es geht al­so um das Recht, fal­sche Da­ten in Über­ein­stim­mung mit der Rea­li­tät brin­gen zu las­sen (vgl. da­zu Urs Mau­rer-Lam­brou / Mat­thi­as Ra­pha­el Schönbäch­ler, in: Bas­ler Kom­men­tar, Da­ten­schutz­ge­setz/Öf­fent­lich­keits­ge­setz, 3. Auf­la­ge 2014, Art. 5 Rz. 5, 17, so­wie Bel­ser/Epi­ney/Wald­mann, a.a.O., § 11 Rz. 57 ff.).

Vor­lie­gend macht der Be­schwer­de­füh­rer nicht gel­tend, die in HOO­GAN ein­ge­tra­ge­nen Da­ten sei­en falsch, son­dern be­strei­tet, dass die Ein­tra­gung zu Recht be­steht. Aus Art. 4 Abs. 1 und Art. 17 DSG geht ein­zig her­vor, dass für ei­ne Da­ten­be­ar­bei­tung durch Bun­des­or­ga­ne ei­ne aus­rei­chen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge be­ste­hen muss. Die ein­zel­nen ma­te­ri­el­len Vor­aus­set­zun­gen für die Da­ten­be­ar­bei­tung sind der je­wei­li­gen spe­zi­al­ge­setz­li­chen Re­ge­lung, vor­lie­gend al­so Art. 24a BWIS, zu ent­neh­men. Doch äus­sert sich das DSG in Ar­ti­kel 25 Ab­sät­ze 1 und 3 (auch) zu den An­sprü­chen, die be­ste­hen, wenn ei­ne Da­ten­be­ar­bei­tung oh­ne aus­rei­chen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge er­folgt. Im Fall von HOO­GAN er­ge­ben sich die­se An­sprü­che al­ler­dings in ers­ter Li­nie aus Art. 24a Abs. 6 Satz 2 BWIS. Da­nach hat die Vor­in­stanz un­er­heb­li­che In­for­ma­tio­nen zu ver­nich­ten und den Ab­sen­der dar­über zu be­nach­rich­ti­gen. Die Fra­ge, ob ge­stützt auf Art. 25 Abs. 1 und 3 DSG wei­te­re An­sprü­che be­ste­hen, kann vor­lie­gend of­fen ge­las­sen wer­den. Nicht an­wend­bar ist je­den­falls Art. 25 Abs. 2 DSG be­tref­fend Be­strei­tungs­ver­merk. Die­se Be­stim­mung be­zieht sich al­lein auf Da­ten, de­ren Rich­tig­keit be­strit­ten wird (vgl. da­zu BV­GE 2013/30 E. 5.1 so­wie Bel­ser/Epi­ney/Wald­mann, a.a.O., § 12 Rz. 167 ff.).

4.

Nach­fol­gend ist zu prü­fen, ob die ein­zel­nen Vor­aus­set­zun­gen für die Da­ten­be­ar­bei­tung vor­lie­gend (noch) er­füllt sind. Vor­aus­set­zung für ei­ne Ein­tra­gung in HOO­GAN ist ge­mäss Art. 24a Abs. 1 und 2 BWIS, dass sich die be­tref­fen­de Per­son an­läss­lich ei­ner Sport­ver­an­stal­tung ge­walt­tä­tig ver­hal­ten hat und aus die­sem Grund ei­ne Mass­nah­me ge­gen sie aus­ge­spro­chen wor­den ist. Wei­ter muss ei­ne der al­ter­na­ti­ven Be­din­gun­gen von Art. 24a Abs. 2 Bst. a bis c BWIS er­füllt sein.

4.1 Ein ge­walt­tä­ti­ges Ver­hal­ten liegt ge­mäss Art. 4 VVMH vor, wenn die be­tref­fen­de Per­son im Vor­feld ei­ner Sport­ver­an­stal­tung, wäh­rend ei­ner sol­chen Ver­an­stal­tung oder im Nach­gang da­zu be­stimm­te Straf­ta­ten be­gan­gen hat (Abs. 1). Fer­ner gilt als ge­walt­tä­ti­ges Ver­hal­ten "die Ge­fähr­dung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit durch das Mit­füh­ren oder Ver­wen­den von Waf­fen, Spreng­mit­teln, Schiess­pul­ver oder py­ro­tech­ni­schen Ge­gen­stän­den in Sport­stät­ten, in de­ren Um­ge­bung so­wie auf An- und Rück­rei­se­we­gen zu und von Sport­stät­ten" (Abs. 2). Das Kon­kor­dat um­schreibt den Be­griff des ge­walt­tä­ti­gen Ver­hal­tens in sei­nem Ar­ti­kel 2 in glei­cher Wei­se.

4.2 Nach Art. 5 VVMH bzw. Art. 3 des Kon­kor­dats gel­ten als Nach­weis ge­walt­tä­ti­gen Ver­hal­tens un­ter an­de­rem ent­spre­chen­de Ge­richts­ur­tei­le und po­li­zei­li­che An­zei­gen so­wie glaub­wür­di­ge Aus­sa­gen der Po­li­zei oder des Si­cher­heits­per­so­nals, die schrift­lich fest­ge­hal­ten wur­den. Wie das Bun­des­ge­richt klar­ge­stellt hat, füh­ren die­se Nach­wei­se aber nicht au­to­ma­tisch zu ei­ner der im Kon­kor­dat vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ei­ne Mass­nah­me nach dem Kon­kor­dat an­ge­zeigt ist, sind die in Art. 3 des Kon­kor­dats er­wähn­ten Un­ter­la­gen viel­mehr im Ein­zel­fall zu prü­fen (vgl. BGE 140 I 2 E. 8; vgl. auch BGE 137 I 31 E. 8 in fi­ne). Die An­ord­nung von kon­kre­ten Mass­nah­men hängt so­dann von der Art und Schwe­re des ge­walt­tä­ti­gen Ver­hal­tens ab und muss ver­hält­nis­mäs­sig sein (vgl. BGE 140 I 2 E. 8 und BGE 137 I 31 E. 7.5.2). Die­sel­ben Über­le­gun­gen gel­ten bei der An­ord­nung von Aus­rei­se­be­schrän­kun­gen in Be­zug auf Art. 5 VVMH (vgl. da­zu BV­GE 2013/33 E. 6.2.2 und 7.2).

Der Bun­des­rat hat in sei­ner Bot­schaft aus­ge­führt, Da­ten wür­den dann in HOO­GAN re­gis­triert, wenn der Grund der Mass­nah­me be­legt wer­den kön­ne (vgl. Bot­schaft zur Än­de­rung des Bun­des­ge­set­zes über Mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit vom 17. Au­gust 2005, BBl 2005 5613 [nach­fol­gend: Bot­schaft 2005], S. 5628). Was die in Art. 4 bis 9 des Kon­kor­dats vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men be­trifft, hat nach dem Ge­sag­ten je­doch schon die an­ord­nen­de Be­hör­de die Nach­wei­se für das ge­walt­tä­ti­ge Ver­hal­ten zu be­ur­tei­len und die Fra­ge der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit zu prü­fen. Han­delt es sich bei die­ser Be­hör­de um ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de, er­üb­rigt sich grund­sätz­lich ei­ne er­neu­te Prü­fung durch die Vor­in­stanz. Wur­de ei­ne Mass­nah­me le­dig­lich von der Po­li­zei aus­ge­spro­chen, be­steht aber die Mög­lich­keit, sie von ei­ner rich­ter­li­chen Be­hör­de über­prü­fen zu las­sen, so kann die Vor­in­stanz grund­sätz­lich eben­falls auf ei­ne ei­ge­ne Prü­fung ver­zich­ten. Dies, weil die Ein­tra­gung wie­der zu lö­schen ist, wenn die Mass­nah­me von der über­prü­fen­den Be­hör­de auf­ge­ho­ben wird.

4.3 Vor­lie­gend wur­den das Rayon­ver­bot und das Sta­di­on­ver­bot da­mit be­grün­det, der Be­schwer­de­füh­rer ha­be beim Be­tre­ten des Let­zi­grund-Sta­di­ons zwei Rauch­pe­tar­den der Ka­te­go­rie P1 mit sich ge­führt. Sol­che Pe­tar­den fal­len ge­mäss Art. 6 Abs. 1 der Spreng­stoff­ver­ord­nung vom 27. No­vem­ber 2000 (SprstV, SR 941.411) un­ter die "py­ro­tech­ni­schen Ge­gen­stän­de zu ge­werb­li­chen Zwe­cken" nach Art. 7 Bst. a des Spreng­stoff­ge­set­zes vom 25. März 1977 (SprstG, SR 941.41).

4.3.1 Ge­mäss Art. 37 Ziff. 1 SprstG macht sich straf­bar, wer oh­ne Be­wil­li­gung oder ent­ge­gen Ver­bo­ten des SprstG mit Spreng­mit­teln oder py­ro­tech­ni­schen Ge­gen­stän­den ver­kehrt, ins­be­son­de­re sol­che her­stellt, la­gert, be­sitzt, ein­führt, ab­gibt, be­zieht, ver­wen­det oder ver­nich­tet. Nach Art. 15 Abs. 5 SprstG ist es ver­bo­ten, Spreng­mit­tel und py­ro­tech­ni­sche Ge­gen­stän­de, die für an­de­re Zwe­cke be­stimmt sind, zu Ver­gnü­gungs­zwe­cken zu ver­wen­den. Ent­spre­chend stellt das Zün­den von "py­ro­tech­ni­schen Ge­gen­stän­den zu ge­werb­li­chen Zwe­cken" in ei­ner Fan­kur­ve ei­ne straf­ba­re Hand­lung dar. Ge­mäss dem Bun­des­ge­richt hat das Sta­di­um des Ver­suchs da­bei be­reits er­reicht, wer den py­ro­tech­ni­schen Gegen­stand beim Pas­sie­ren der Zu­tritts­kon­trol­le mit sich führt (vgl. Ur­teil des Bun­des­ge­richts 6B_612/2011 vom 14. De­zem­ber 2011 E. 1.1 und 1.6).

Nach Art. 4 Abs. 2 VVMH bzw. Art. 2 Abs. 2 des Kon­kor­dats gilt das Mit­füh­ren py­ro­tech­ni­scher Ge­gen­stän­de denn auch als ge­walt­tä­ti­ges Ver­hal­ten. Wie das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in sei­nem Ur­teil vom 19. Fe­bru­ar 2013 fest­ge­hal­ten hat, wird die­ser Be­griff da­mit zwei­fel­los weit ge­fasst. Ziel sei es je­doch, Ge­walt - dar­un­ter auch das Ab­bren­nen py­ro­tech­ni­scher Ge­gen­stän­de im Sta­di­on - mit vor­beu­gen­den Mass­nah­men zu be­kämp­fen. An­ge­sichts des­sen sei die Re­ge­lung nicht zu be­an­stan­den. Denn wer ei­nen nicht le­gal ver­wend­ba­ren py­ro­tech­ni­schen Ge­gen­stand auf dem Weg ins Sta­di­on mit sich füh­re, zie­le dar­auf ab, die­sen dort auch zu ver­wen­den (vgl. BV­GE 2013/33 E. 5.5.5). Das Bun­des­ge­richt schloss sich die­sen Aus­füh­run­gen in sei­nem Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2013 an. Es hielt eben­falls fest, das Ver­brin­gen py­ro­tech­ni­scher Ge­gen­stän­de ins Sta­di­on sei grund­sätz­lich dar­auf aus­ge­rich­tet, die­se dort zu zün­den (vgl. Ur­teil des Bun­des­ge­richts 1C_370/2013 vom 14. Ok­to­ber 2013 E. 4.2).

4.3.2 Die in HOO­GAN ein­ge­tra­ge­nen Mass­nah­men wur­den dem­nach mit ei­nem ge­walt­tä­ti­gen Ver­hal­ten im Sinn von Art. 4 Abs. 2 VVMH be­grün­det. Da die Po­li­zei die­ses Ver­hal­ten der zu­stän­di­gen Staats­an­walt­schaft zur An­zei­ge ge­bracht hat, ist zu­dem auch die Be­din­gung von Art. 24a Abs. 2 Bst. b BWIS er­füllt. Die Vor­aus­set­zun­gen für den Ein­trag des po­li­zei­li­chen Rayon­ver­bots wa­ren da­mit ge­ge­ben. Dies, ob­schon der Be­schwer­de­füh­rer ein vor­sätz­li­ches Han­deln stets be­stritt. Denn es hät­te ihm frei ge­stan­den, das Rayon­ver­bot vom Haft­rich­ter des Be­zirks­ge­richts Zü­rich über­prü­fen zu las­sen und da­bei gel­tend zu ma­chen, die ge­gen ihn vor­lie­gen­den Ver­dachts­mo­men­te reich­ten für ei­ne sol­che Mass­nah­me nicht aus (vgl. § 2 Abs. 2 des kan­to­na­len Ge­set­zes vom 18. Mai 2009 über den Bei­tritt zum Kon­kor­dat über Mass­nah­men ge­gen Ge­walt an­läss­lich von Sport­ver­an­stal­tun­gen [LS 551.19; für die ur­sprüng­li­che Fas­sung vgl. OS 64 S. 562]). Was das pri­vat­recht­li­che Sta­di­on­ver­bot be­trifft, hat­te die Vor­in­stanz hin­ge­gen zu prü­fen, ob ein Grund für die Mass­nah­me be­legt wird (vgl. oben E. 4.2). Das Sta­di­on­ver­bot be­stand in­des­sen aus dem glei­chen Grund wie das Rayon­ver­bot. So­lan­ge das Rayon­ver­bot nicht wie­der auf­ge­ho­ben wur­de, durf­te die Vor­in­stanz da­her da­von aus­ge­hen, das Sta­di­on­ver­bot sei eben­falls be­grün­det. Ob und in­wie­fern die Vor­in­stanz das Sta­di­on­ver­bot auch auf Ver­hält­nis­mäs­sig­keit hin zu prü­fen hat­te, kann an­ge­sichts der nach­fol­gen­den Aus­füh­run­gen of­fen ge­las­sen wer­den.

4.4 Zu prü­fen bleibt, ob die Ein­tra­gung in HOO­GAN auf­grund der Ein­stel­lung des ge­gen den Be­schwer­de­füh­rer ge­führ­ten Straf­ver­fah­rens wie­der zu lö­schen ist.

4.4.1 Ge­mäss dem Bun­des­ge­richt stellt das Kon­kor­dat, das vor­lie­gend Grund­la­ge für das Rayon­ver­bot bil­de­te, spe­zi­fi­sches Po­li­zei­recht dar. Das Kon­kor­dat be­zwe­cke, Ge­walt an­läss­lich von Sport­ver­an­stal­tun­gen früh­zei­tig zu er­ken­nen und zu be­kämp­fen. Im Vor­der­grund ste­he al­so die Prä­ven­ti­on. Bei der De­fi­ni­ti­on des ge­walt­tä­ti­gen Ver­hal­tens, das Mass­nah­men nach dem Kon­kor­dat nach sich zie­hen kön­ne, wer­de zwar an Straf­tat­be­stän­de an­ge­knüpft. Die vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men wie­sen grund­sätz­lich aber kei­nen pö­na­len Cha­rak­ter auf, wür­den nicht als Be­stra­fung we­gen der Er­fül­lung von Straf­tat­be­stän­den aus­ge­spro­chen und be­zweck­ten nicht die Bes­se­rung der be­trof­fe­nen Per­son (vgl. BGE 140 I 2 E. 5.1 und 6.1).

Wie das Bun­des­ge­richt wei­ter fest­ge­hal­ten hat, kommt in den in Art. 3 des Kon­kor­dats um­schrie­be­nen "Nach­wei­sen" le­dig­lich ein Ver­dacht zum Aus­druck. Die­ser Ver­dacht sei es, der Aus­gangs­punkt für die An­ord­nung ei­nes Rayon­ver­bots bil­de. Ein straf­recht­li­cher Vor­wurf ge­he da­mit nicht ein­her. Es ver­hal­te sich nicht we­sent­lich an­ders als bei straf­pro­zes­sua­len Mass­nah­men, die ei­nen ent­spre­chen­den Tat­ver­dacht vor­aus­setz­ten und gleich­wohl mit der Un­schulds­ver­mu­tung ver­ein­bar sei­en (vgl. BGE 137 I 31 E. 5.2). Das Bun­des­ge­richt be­zog sich da­bei auf den Um­stand, dass es die Un­schulds­ver­mu­tung zwar ver­bie­tet, ei­ne Per­son vor ih­rer rechts­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lung als schul­dig zu be­han­deln, sie aber Mass­nah­men nicht ent­ge­gen­steht, die be­reits durch das Vor­lie­gen ei­nes Ver­dachts le­gi­ti­miert wer­den. Dar­un­ter fal­len ins­be­son­de­re die straf­pro­zes­sua­len Zwangs­mass­nah­men (vgl. An­dre­as Do­natsch / Tho­mas Hans­ja­kob / Vik­tor Lie­ber, Kom­men­tar zur Schwei­ze­ri­schen Straf­pro­zess­ord­nung, 2. Auf­la­ge 2014, Art. 10 Rz. 16). Dass die Mass­nah­men nach Art. 4 bis 9 des Kon­kor­dats un­ab­hän­gig von ei­ner straf­recht­li­chen Ver­ur­tei­lung an­ge­ord­net wer­den kön­nen, be­deu­tet al­ler­dings nicht, dass der Aus­gang ei­nes all­fäl­li­gen Straf­ver­fah­rens ir­re­le­vant wä­re: Zu be­ach­ten ist, dass die Un­schulds­ver­mu­tung nach ei­nem Frei­spruch oder ei­ner Ver­fah­rens­ein­stel­lung wei­ter­hin zu wah­ren ist (vgl. Do­natsch/Hans­ja­kob/Lie­ber, a.a.O., Art. 10 Rz. 20). Es stellt sich dem­nach die Fra­ge, ob sich die Kon­kor­dats-Mass­nah­men in die­sem Fall wei­ter­hin durch das Vor­lie­gen ei­nes Ver­dachts le­gi­ti­mie­ren las­sen. Dies ist, ge­ra­de auf­grund der Ana­lo­gie zu den straf­pro­zes­sua­len Zwangs­mass­nah­men, zu ver­nei­nen. Letz­te­re er­wei­sen sich bei ei­nem Frei­spruch zwar nicht rück­wir­kend als rechts­wid­rig, sind im Nach­hin­ein aber den­noch als ob­jek­tiv un­ge­recht­fer­tigt zu qua­li­fi­zie­ren (vgl. BGE 107 Ia 138 E. 4c; vgl. auch Do­natsch/Hans­ja­kob/Lie­ber, a.a.O., Art. 431 Rz. 2 ff.). Lässt sich der Ver­dacht ei­nes straf­ba­ren Ver­hal­tens im Straf­ver­fah­ren nicht aus­rei­chend er­här­ten, kön­nen da­her auch Mass­nah­men nach Art. 4 bis 9 des Kon­kor­dats nicht mehr als ge­recht­fer­tigt er­ach­tet wer­den.

Auch das Ver­wal­tungs­ge­richt des Kan­tons Zü­rich hat sich be­reits in die­sem Sinn ge­äus­sert. Es hat aus­ge­führt, zwar sol­le vor der An­ord­nung ei­nes Rayon­ver­bots nach Art. 4 des Kon­kor­dats kein lang­wie­ri­ges Straf­ver­fah­ren ab­ge­war­tet wer­den müs­sen. Da­her set­ze Art. 3 des Kon­kor­dats für den Nach­weis ge­walt­tä­ti­gen Ver­hal­tens kei­ne straf­recht­li­che Ver­ur­tei­lung vor­aus. Müs­se ein Straf­ver­fah­ren je­doch man­gels ge­nü­gen­der Nach­wei­se ein­ge­stellt wer­den, dann er­schei­ne es pro­ble­ma­tisch, ein Rayon­ver­bot auf die Aus­sa­gen der Po­li­zei ab­zu­stüt­zen, die zu die­ser Straf­un­ter­su­chung ge­führt hät­ten. Grund­sätz­lich kön­ne ein Rayon­ver­bot da­her nicht ge­stützt auf ei­nen Sach­ver­halt an­ge­ord­net wer­den, den die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den nicht für an­kla­ge­wür­dig er­ach­te­ten (vgl. Ur­teil des Ein­zel­rich­ters des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons Zü­rich VB.2010.00734 vom 14. Fe­bru­ar 2011 E. 3.1). Das Ver­wal­tungs­ge­richt des Kan­tons St. Gal­len hat im­mer­hin an­ge­merkt, wenn sich der An­fangs­ver­dacht im Straf­ver­fah­ren als of­fen­sicht­lich un­zu­tref­fend her­aus­ge­stellt ha­be, sei ein aus­ge­spro­che­nes Rayon­ver­bot im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren auf­zu­he­ben (vgl. Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons St. Gal­len B 2012/225 vom 11. De­zem­ber 2012 E. 3.4.6). Im Hin­blick auf HOO­GAN hält die Bot­schaft des Bun­des­rats denn auch fest, Straf­an­zei­gen, die zu ei­nem Frei­spruch ge­führt hät­ten, sei­en zu lö­schen (vgl. Bot­schaft 2005, S. 5628 f.).

Bei den Mass­nah­men nach Art. 4 bis 9 des Kon­kor­dats han­delt es sich so­mit um sol­che prä­ven­ti­ver Na­tur, die rasch und un­ab­hän­gig von ei­ner all­fäl­li­gen Straf­un­ter­su­chung er­grif­fen wer­den kön­nen. Stellt sich in ei­nem all­fäl­li­gen Straf­ver­fah­ren her­aus, dass ein straf­ba­res Ver­hal­ten nicht nach­weis­bar ist, kann je­doch kei­ne Mass­nah­me mehr an­ge­ord­net wer­den.

4.4.2 Es wä­re in­des zu prü­fen, wie hin­sicht­lich von Mass­nah­men zu ver­fah­ren ist, die zu die­sem Zeit­punkt be­reits rechts­kräf­tig sind. Mül­ler ver­tritt den Stand­punkt, die an­ord­nen­de Be­hör­de müs­se ei­ne Ein­stel­lung des Straf­ver­fah­rens resp. ei­nen Frei­spruch als neue er­heb­li­che Tat­sa­che von Am­tes we­gen be­rück­sich­ti­gen und die rechts­kräf­ti­gen Kon­kor­dats-Mass­nah­men in­halt­lich neu über­prü­fen und auf­he­ben (vgl. Joël O. Mül­ler, Das re­vi­dier­te Kon­kor­dat über Mass­nah­men zur Be­kämp­fung der Ge­walt an Sport­ver­an­stal­tun­gen, in: Recht, 31. Jahr­gang [2013], S. 109-121, S. 115). Dem­nach hät­te die Vor­in­stanz grund­sätz­lich die Über­prü­fung der Mass­nah­men durch die an­ord­nen­de Be­hör­de ab­zu­war­ten und die Lö­schung nicht von sich aus vor­zu­neh­men (vgl. da­zu die Aus­füh­run­gen in E. 4.2 wei­ter oben). Die Fra­ge kann im Rah­men des vor­lie­gen­den Ent­scheids al­ler­dings of­fen ge­las­sen wer­den. Denn vor­lie­gend ist das Rayon­ver­bot be­reits ab­ge­lau­fen und da­her nicht mehr wirk­sam. Ein­zig die Ein­tra­gung in HOO­GAN wur­de ge­stützt auf Art. 12 VVMH noch nicht de­fi­ni­tiv ge­löscht. Die Fra­ge nach ei­ner Auf­he­bung des Rayon­ver­bots durch die an­ord­nen­de Be­hör­de stellt sich da­mit nicht mehr, wäh­rend über die Ein­tra­gung in HOO­GAN aber noch zu be­fin­den ist.

Die Vor­in­stanz ver­mag sich ei­ner Über­prü­fung der Ein­tra­gung im Üb­ri­gen nicht un­ter Hin­weis auf Art. 24a Abs. 2 Bst. c BWIS zu ent­zie­hen. Die­se Be­stim­mung er­laubt es ihr in be­stimm­ten Fäl­len zwar, ei­ne Mass­nah­me in HOO­GAN ein­zu­tra­gen, die we­der von ei­ner rich­ter­li­chen Be­hör­de an­ge­ord­net wur­de noch auf ei­nem zur An­zei­ge ge­brach­ten Sach­ver­halt be­ruht. Sie spricht sich je­doch nicht dar­über aus, wie in Fäl­len zu ver­fah­ren ist, in de­nen die Straf­be­hör­den nun ein­mal mit der Sa­che be­fasst wa­ren.

4.4.3 Wie so­eben aus­ge­führt, sind Mass­nah­men nach Art. 4 bis 9 des Kon­kor­dats nicht mehr ge­recht­fer­tigt, wenn sich ein straf­ba­res Ver­hal­ten im Straf­ver­fah­ren als nicht nach­weis­bar her­aus­ge­stellt hat. Es stellt sich je­doch die Fra­ge, in­wie­fern die Vor­in­stanz als Ver­wal­tungs­be­hör­de von der ent­spre­chen­de Be­ur­tei­lung der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den bzw. der Straf­ge­rich­te ab­wei­chen kann.

Ge­mäss der Pra­xis des Bun­des­ge­richts im Be­reich der stras­sen­ver­kehrs­recht­li­chen Ad­mi­nis­tra­tiv­mass­nah­men bin­den Straf­ur­tei­le die Ver­wal­tungs­be­hör­den grund­sätz­lich nicht. Da­mit wi­der­sprüch­li­che Ent­schei­de ver­mie­den wer­den, darf die Ver­wal­tungs­be­hör­de je­doch nicht oh­ne erns­ten Grund von den Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Straf­rich­ters ab­wei­chen. Sie ist da­zu nur dann be­fugt, wenn sie ih­ren Ent­scheid auf Tat­sa­chen stüt­zen kann, die dem Straf­rich­ter nicht be­kannt wa­ren oder von ihm nicht be­rück­sich­tigt wur­den, wenn neue Be­wei­se vor­lie­gen oder wenn die Be­weis­wür­di­gung des Straf­rich­ters den fest­ste­hen­den Tat­sa­chen klar wi­der­spricht (vgl. BGE 136 II 447 E. 3.1 mit Hin­wei­sen). Mehr Spiel­raum lässt das Bun­des­ge­richt den Ver­wal­tungs­be­hör­den im Hin­blick auf die recht­li­che Wür­di­gung der fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen (vgl. BGE 136 II 447 E. 3.1 und BGE 120 Ib 312 E. 4b), was ins­be­son­de­re dar­auf zu­rück­zu­füh­ren sein dürf­te, dass die­sen bei der Ab­gren­zung zwi­schen ein­fa­chen und gro­ben Ver­kehrs­re­gel­ver­let­zun­gen ei­ne ei­ge­ne Be­ur­tei­lung zu­ge­stan­den wer­den soll.

Es er­gibt sich so­mit, dass zu­min­dest dann, wenn kei­ne be­son­de­ren Grün­de da­ge­gen spre­chen, auf die Be­ur­tei­lung der Straf­be­hör­den ab­zu­stel­len ist (in die­sem Sin­ne auch Ur­teil des Ein­zel­rich­ters des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons Zü­rich VB.2010.00734 vom 14. Fe­bru­ar 2011 E. 3.3; vgl. zu­dem BV­GE 2013/33 E. 4.3 und 6.2.2 be­tref­fend Aus­rei­se­be­schrän­kun­gen).

4.4.4 Die Vor­in­stanz stellt sich je­doch auf den Stand­punkt, ei­ne Ein­stel­lungs­ver­fü­gung der Staats­an­walt­schaft kön­ne nicht ei­nem ge­richt­li­chen Frei­spruch gleich­ge­stellt wer­den. Ei­ne Ein­stel­lungs­ver­fü­gung sa­ge nur aus, dass für ei­ne Über­wei­sung an den Straf­rich­ter bis an­hin nicht ge­nü­gend Be­weis­mit­tel vor­han­den sei­en. Sie sei da­mit rein pro­zes­sua­ler Na­tur. Ei­ne ver­läss­li­che Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob der Be­schul­dig­te die ihm vor­ge­wor­fe­ne Tat be­gan­gen ha­be, sei erst nach durch­ge­führ­tem Haupt­ver­fah­ren mög­lich.

Nach Art. 324 Abs. 1 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Ok­to­ber 2007 (StPO, SR 312.0) er­hebt die Staats­an­walt­schaft beim zu­stän­di­gen Ge­richt An­kla­ge, wenn sie auf­grund der Un­ter­su­chung die Ver­dachts­grün­de als hin­rei­chend er­ach­tet und kei­nen Straf­be­fehl er­las­sen kann. Ist kein Tat­ver­dacht er­här­tet, der ei­ne An­kla­ge recht­fer­tigt, hat sie das Ver­fah­ren ge­stützt auf Art. 319 Abs. 1 Bst. a StPO ein­zu­stel­len. Aus die­sen Be­stim­mun­gen er­gibt sich in­di­rekt der Grund­satz "im Zwei­fel für die An­kla­ge­er­he­bung" bzw. "in du­bio pro du­rio­re". Da­nach ist zu­min­dest dann An­kla­ge zu er­he­ben, wenn ei­ne Ver­ur­tei­lung wahr­schein­li­cher er­scheint als ein Frei­spruch. Hal­ten sich die Wahr­schein­lich­kei­ten in et­wa die Waa­ge, ist grund­sätz­lich auch An­kla­ge zu er­he­ben, ins­be­son­de­re bei schwe­ren De­lik­ten (vgl. BGE 138 IV 186 E. 4.1, BGE 138 IV 86 E. 4.1, 4.2 und BGE 137 IV 219 E. 7.2). Ent­spre­chend wird ei­ne rechts­kräf­ti­ge Ein­stel­lungs­ver­fü­gung ei­nem frei­spre­chen­den End­ent­scheid gleich­ge­stellt (vgl. Art. 320 Abs. 4 StPO). Das be­deu­tet ins­be­son­de­re, dass ei­ne neu­er­li­che Straf­ver­fol­gung in der­sel­ben An­ge­le­gen­heit ge­gen den­sel­ben Be­schul­dig­ten grund­sätz­lich aus­ge­schlos­sen ist (vgl. Chris­tof Rie­do / Ger­hard Fi­ol­ka / Mar­cel Alex­an­der Nigg­li, Straf­pro­zess­recht so­wie Rechts­hil­fe in Straf­sa­chen, 2011, Rz. 2393 ff.).

Un­ter die­sen Um­stän­den be­steht kein An­lass, ei­ner Ein­stel­lungs­ver­fü­gung ge­ne­rell we­ni­ger Ge­wicht bei­zu­mes­sen als ei­nem frei­spre­chen­den Straf­ur­teil. Dies, zu­mal ge­ra­de je­ne Fäl­le zu ei­ner Ein­stel­lung füh­ren, in de­nen sich die Un­schuld des Tat­ver­däch­ti­gen klar er­wie­sen hat, wäh­rend in den "kri­ti­schen" Fäl­len eher ei­ne ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung er­folgt. Be­din­gung für die Gleich­stel­lung mit ei­nem Frei­spruch ist selbst­ver­ständ­lich, dass die Ver­fah­rens­ein­stel­lung auf­grund un­zu­rei­chen­der Ver­dachts­grün­de er­folgt und nicht aus an­de­ren Grün­den, wie et­wa aus Op­por­tu­ni­täts­über­le­gun­gen (vgl. da­zu Art. 8 StPO).

4.4.5 Vor­lie­gend be­grün­de­te die Staats­an­walt­schaft die Ein­stel­lung des Straf­ver­fah­rens da­mit, dem Be­schwer­de­füh­rer sei nicht rechts­ge­nü­gend nach­zu­wei­sen, die Rauch­pe­tar­den vor­sätz­lich mit sich ge­führt zu ha­ben. Die­ses Be­wei­s­er­geb­nis ist nach­voll­zieh­bar. Da der Be­schwer­de­füh­rer zu­vor noch nicht auf­ge­fal­len war und die Pe­tar­den nicht bes­ser ver­steckt hat­te, liess sich sei­ne Ver­si­on der Er­eig­nis­se nicht oh­ne Wei­te­res als un­glaub­haft ver­wer­fen. Zwar weist die Vor­in­stanz in ih­rer Ver­nehm­las­sung dar­auf hin, dass es denk­bar ge­we­sen wä­re, Zeu­gen ein­zu­ver­neh­men oder wei­te­re Be­weis­mit­tel zu er­he­ben. Es wä­re denn auch tat­säch­lich in Fra­ge ge­kom­men, Per­so­nen aus dem Fan-Um­feld des FC C._ nä­her zu den Ab­sich­ten des Be­schwer­de­füh­rers zu be­fra­gen. Wenn die Staats­an­walt­schaft ein sol­ches Vor­ge­hen als von vorn­her­ein nicht aus­sichts­reich an­sah, lässt sich da­ge­gen je­doch we­nig ein­wen­den. Geht man dem­nach le­dig­lich von ei­nem fahr­läs­si­gen Mit­füh­ren der Pe­tar­den aus, ist der Vor­wurf nicht mehr auf­recht zu er­hal­ten, der Be­schwer­de­füh­rer ha­be dar­auf ab­ge­zielt, die­se im Sta­di­on zu zün­den. Un­ter die­sen Um­stän­den sind be­son­de­re Grün­de, die ein Ab­wei­chen von der Be­ur­tei­lung der Staats­an­walt­schaft recht­fer­ti­gen könn­ten, nicht er­sicht­lich.

4.4.6 Es er­gibt sich so­mit, dass das Rayon­ver­bot de­fi­ni­tiv aus HOO­GAN zu lö­schen ist. Da nicht mehr von ei­nem ge­walt­tä­ti­gen Ver­hal­ten aus­zu­ge­hen ist, kann zu­dem auch das Sta­di­on­ver­bot nicht mehr als be­grün­det er­ach­tet wer­den (vgl. da­zu oben E. 4.3.2). Auch die­ses ist da­her de­fi­ni­tiv zu lö­schen.

5.

Die Rechts­be­geh­ren 1 und 2 sind so­mit gut­zu­heis­sen. Die an­ge­foch­te­ne Ver­fü­gung ist auf­zu­he­ben und die Vor­in­stanz an­zu­wei­sen, die den Be­schwer­de­füh­rer be­tref­fen­den Da­ten aus HOO­GAN zu lö­schen.

6.

6.1 Bei die­sem Aus­gang des Ver­fah­rens ist der Be­schwer­de­füh­rer, da das Rechts­be­geh­ren 3 nicht we­sent­lich ins Ge­wicht fällt, weit­ge­hend als ob­sie­gend zu be­trach­ten. Es sind ihm des­halb kei­ne Ver­fah­rens­kos­ten auf­zu­er­le­gen (vgl. Art. 63 Abs. 1 VwVG). Der ge­leis­te­te Kos­ten­vor­schuss von Fr. 800.- ist ihm nach Ein­tritt der Rechts­kraft des vor­lie­gen­den Ur­teils zu­rück­zu­er­stat­ten. Der Vor­in­stanz sind eben­falls kei­ne Ver­fah­rens­kos­ten auf­zu­er­le­gen (vgl. Art. 63 Abs. 2 VwVG).

6.2 Ob­sie­gen­de Par­tei­en ha­ben für die ih­nen er­wach­se­nen not­wen­di­gen und ver­hält­nis­mäs­sig ho­hen Kos­ten An­spruch auf ei­ne Par­tei­ent­schä­di­gung (vgl. Art. 64 Abs. 1 VwVG und Art. 7 ff. des Re­gle­ments vom 21. Fe­bru­ar 2008 über die Kos­ten und Ent­schä­di­gun­gen vor dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt [VG­KE, SR 173.320.2]). Man­gels Ge­gen­par­tei ist vor­lie­gend die Schwei­ze­ri­sche Eid­ge­nos­sen­schaft, in de­ren Na­men die Vor­in­stanz ver­fügt hat, zur Be­zah­lung der Par­tei­ent­schä­di­gung ver­pflich­tet (vgl. Art. 64 Abs. 2 VwVG). Da der Be­schwer­de­füh­rer kei­ne Kos­ten­no­te ein­ge­reicht hat, ist die Par­tei­ent­schä­di­gung auf­grund der Ak­ten fest­zu­set­zen (vgl. Art. 14 Abs. 2 VG­KE). Die Rechts­ver­tre­te­rin des Be­schwer­de­füh­rers hat­te zu ver­schie­de­nen Rechts­fra­gen Stel­lung zu neh­men, wes­halb ei­ne Par­tei­ent­schä­di­gung von Fr. 3'500.- (An­walts­ho­no­rar inkl. Aus­la­gen und Mehr­wert­steu­er) als an­ge­mes­sen er­scheint.

7.

Ent­schei­de des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts auf dem Ge­biet des Da­ten­schut­zes sind ge­mäss Art. 35 Abs. 2 der Ver­ord­nung vom 14. Ju­ni 1993 zum Bun­des­ge­setz über den Da­ten­schutz (VDSG, SR 235.11) dem Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz- und Öf­fent­lich­keits­be­auf­trag­ten (EDÖB) be­kannt zu ge­ben.

Dem­nach er­kennt das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt:

1.

Be­züg­lich des Rechts­be­geh­rens 3 wird das Be­schwer­de­ver­fah­ren als ge­gen­stands­los ge­wor­den ab­ge­schrie­ben.

2.

Die Rechts­be­geh­ren 1 und 2 wer­den gut­ge­heis­sen. Die Ver­fü­gung vom 26. Fe­bru­ar 2014 wird auf­ge­ho­ben und die Vor­in­stanz wird an­ge­wie­sen, die den Be­schwer­de­füh­rer be­tref­fen­den Da­ten aus dem elek­tro­ni­schen In­for­ma­ti­ons­sys­tem HOO­GAN zu lö­schen.

3.

Es wer­den kei­ne Ver­fah­rens­kos­ten er­ho­ben. Dem Be­schwer­de­füh­rer wird der ge­leis­te­te Kos­ten­vor­schuss von Fr. 800.- nach Ein­tritt der Rechts­kraft des vor­lie­gen­den Ur­teils zu­rück­er­stat­tet. Hier­zu hat er dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt sei­ne Post- oder Bank­ver­bin­dung an­zu­ge­ben.

4.

Die Vor­in­stanz hat dem Be­schwer­de­füh­rer nach Ein­tritt der Rechts­kraft des vor­lie­gen­den Ur­teils ei­ne Par­tei­ent­schä­di­gung von Fr. 3'500.- zu be­zah­len.

 

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