Bundesamtes für Strassen will Staus via Mobiltelefondaten erfassen

14. Juli 2013

Mit der Än­de­rung des Fern­mel­de­ge­set­zes vom 24. März 2006 wur­de der neue Ar­ti­kel 45b FMG ge­schaf­fen:

Art. 45b Stand­ort­da­ten

Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten dür­fen Stand­ort­da­ten von Kun­din­nen und Kun­den nur für die Fern­mel­de­diens­te und ih­re Ab­rech­nung be­ar­bei­ten; für an­de­re Diens­te dür­fen sie sie nur be­ar­bei­ten, wenn sie vor­her die Ein­wil­li­gung der Kun­din­nen und Kun­den ein­ge­holt ha­ben, oder in an­ony­mi­sier­ter Form.

In der Bot­schaft vom 12. No­vem­ber 2003 schreibt der Bun­des­rat da­zu:

Da­ten über den Stand­ort mo­bi­ler Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer sind für Fern­mel­de­diens­te und ih­re Ab­rech­nung not­wen­dig. Sie kön­nen aber auch für an­de­re Zwe­cke ver­wen­det wer­den. An­hand die­ser Da­ten kön­nen die Fern­mel­de­dienst­an­bie­te­rin­nen oder Drit­te den Kun­din­nen und Kun­den Diens­te an­bie­ten, die sich auf de­ren ak­tu­el­len Stand­ort be­zie­hen, z.B. das lo­ka­le Ki­no­pro­gramm, In­for­ma­tio­nen über das nächst­ge­le­ge­ne Ho­tel oder den Weg zu ei­ner be­stimm­ten Adres­se. Es sind auch Nut­zun­gen denk­bar, wel­che die Pri­vat­sphä­re der Kun­din­nen und Kun­den ver­let­zen. Die­se Pri­vat­sphä­re muss da­her be­zo­gen auf die Stand­ort­da­ten ge­schützt wer­den.

Ar­ti­kel 45b er­laubt die Nut­zung von Stand­ort­da­ten nur in drei Fäl­len, näm­lich ent­we­der, wenn sie für das Er­brin­gen oder Ab­rech­nen von Fern­mel­de­diens­ten nö­tig sind, oder wenn sie an­ony­mi­siert wor­den sind oder wenn die Kun­din­nen oder Kun­den aus­drück­lich in die Be­ar­bei­tung ein­ge­wil­ligt ha­ben. Die­se Re­ge­lung ent­spricht Ar­ti­kel 9 der EU-Da­ten­schutz­richt­li­nie für elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on.

Am 26. Sep­tem­ber 2012 hat das Bun­des­amt für Stras­sen (AS­TRA) das Pro­jekt «Be­reit­stel­lung ei­nes Diens­tes für die ab­schnitts­be­zo­ge­ne Rei­se­zeit­in­for­ma­tio­nen auf dem ge­sam­ten Na­tio­nal­stras­sen­netz» aus­ge­schrie­ben, wel­ches in drei Mo­du­le ge­glie­dert ist: Die Be­reit­stel­lung der Da­ten (Mo­dul 1), die Lie­fe­rung, In­stal­la­ti­on und In­be­trieb­nah­me von Mo­dul 2 (Vi­sua­li­sie­rung) und Mo­dul 3 (Da­ten­hal­tung und Aus­wer­tung), so­wie Sup­port und Stö­rungs­be­sei­ti­gung im pro­duk­ti­ven Be­trieb.

MO­DUL 1: BE­REIT­STEL­LUNG DER REI­SE­ZEIT­IN­FOR­MA­TIO­NEN

Ab­schnitts­be­zo­ge­nen Rei­se­zeit­in­for­ma­tio­nen sol­len für das ge­sam­te heu­ti­ge und zu­künf­ti­ge Na­tio­nal­stras­sen­netz ver­füg­bar sein. Ne­ben der durch­ge­hen­den Haupt­fahr­bahn der Na­tio­nal­stras­sen zäh­len da­zu auch die Ein- und Aus­fahrts­ram­pen an den An­schlüs­sen bis zum ers­ten Se­kun­där­kno­ten wel­cher auch in­ner­halb des Na­tio­nal­stras­sen­pe­ri­me­ters liegt.

MO­DUL 2: VI­SUA­LI­SIE­RUNG DER REI­SE­ZEIT­IN­FOR­MA­TIO­NEN

Die im Mo­dul 1 er­hal­te­nen Rei­se­zeit­in­for­ma­tio­nen sol­len zeit­nah den Ver­kehrs­ope­ra­to­ren der VMZ-CH vi­sua­li­siert wer­den kön­nen.

MO­DUL 3: DA­TEN­HAL­TUNG UND AUS­WER­TUNG

Al­le ge­lie­fer­ten Rei­se­zeit­in­for­ma­tio­nen sol­len mit dem Zeits­tem­pel des Mess­in­ter­valls in ei­ner ge­eig­ne­ten Da­ten­bank­struk­tur ab­ge­legt wer­den. Mit Hil­fe die­ser Da­ten­bank soll ei­ne Off­line-Aus­wer­tung der Da­ten mög­lich sein.

Für die Er­stel­lung und Durch­füh­rung der Ab­fra­gen soll dem Nut­zer ei­ne gra­fi­sche Ober­flä­che an­ge­bo­ten wer­den, mit der auf ein­fa­che und be­nut­zer­freund­li­che Wei­se im Mi­ni­mum fol­gen­de Ab­fra­gen mög­lich sind:

Ori­gi­nal Mess­wer­te «Rei­se­zeit», «Rei­se­ge­schwin­dig­keit», «Zeit­ver­lust», für ei­nen, oder meh­re­re, oder al­le Ab­schnit­te und für ei­nen be­lie­bi­gen Zeit­raum.

Ag­gre­gier­te Da­ten: Arith­me­ti­sches Mit­tel und Stan­dard­ab­wei­chung von «Rei­se­zeit», «Rei­se­ge­schwin­dig­keit», «Zeit­ver­lust», «An­zahl Mess­wer­te» für ei­nen, meh­re­re, oder al­le Ab­schnit­te, für ei­nen be­lie­bi­gen Ab­fra­ge­zeit­raum und für ein Ag­gre­ga­ti­ons­in­ter­vall von 5, 10, 15 oder 60 Mi­nu­ten.

BE­TRIEB
Sup­port und Stö­rungs­be­sei­ti­gung im lau­fen­den Be­trieb für 3 Jah­re.

Am 9. Ja­nu­ar 2013 hat AS­TRA mit­ge­teilt, dass 6 An­ge­bo­te ein­ge­gan­gen sind und dass Swiss­com IT Ser­vices AG den Zu­schlag be­kom­men ha­be.

Ver­wen­dung der Stand­ort­da­ten ist nicht im Sin­ne der Bot­schaft

Ge­mäss Er­läu­te­run­gen des Bun­des­rats vom 12. No­vem­ber 2003 sol­len Stand­ort­da­ten ver­wen­det wer­den dür­fen, um dem In­ha­ber des Mo­bil­te­le­fons Diens­te an­zu­bie­ten, wel­che sich auf sei­nen Stand­ort be­zie­hen. Mit dem Pro­jekt «Be­reit­stel­lung ei­nes Diens­tes für die ab­schnitts­be­zo­ge­ne Rei­se­zeit­in­for­ma­tio­nen auf dem ge­sam­ten Na­tio­nal­stras­sen­netz» wer­den aber Stand­ort­da­ten an ei­nen Drit­ten ge­lie­fert, oh­ne dass der In­ha­ber ei­nen di­rek­ten Nut­zen hät­te oder ein auf den ak­tu­el­len Stand­ort be­zo­ge­nes An­ge­bot be­kä­me.

Für die Ver­wen­dung der Da­ten zu die­sem Zweck müss­te Swiss­com von je­dem Mo­bil­te­le­fon­in­ha­ber ei­ne Ge­neh­mi­gung ein­ho­len. Zu­dem ist frag­lich, ob die Stand­ort­da­ten wirk­lich an­ony­mi­siert wer­den, oder ob z. B. die «Rei­se­ge­schwin­dig­keit» nicht per­so­ni­fi­ziert über­mit­telt wird, um ei­ne in­di­vi­du­el­le «Rei­se­ge­schwin­dig­keit» über meh­re­re Ab­schnit­te er­mit­teln zu kön­nen, was gleich­zei­tig die Er­stel­lung ei­nes Be­we­gungs­pro­fils er­lau­ben wür­de.

 

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