Kritik am neuen Nachrichtendienstgesetz

23. Februar 2015

Kurz vor der Früh­jahrs­ses­si­on 2015, in wel­cher dar Na­tio­nal­rat das Nach­rich­ten­dienst­ge­setz (NDG) be­ra­ten wird, ge­rät der Ge­setz­tes­ent­wurf un­ter Druck. Kon­kret geht es um das Zu­sam­men­spiel von prä­ven­ti­ver Über­wa­chung und Straf­ver­fol­gung.

Wäh­rend Be­für­wor­ter be­fürch­ten, dass der Staats­schutz Er­kennt­nis­se nicht recht­zei­tig an Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den wei­ter­ge­ben wird, um Straf­ta­ten zu ver­hin­dern, merkt ei­ne hand­voll Rechts­ex­per­ten, dass Er­kennt­nis­se aus prä­ven­ti­ver Über­wa­chung nicht als Be­weis im Straf­ver­fah­ren zu­läs­sig sind, wenn sie un­ter Ver­let­zung der Pri­vat­sphä­re ei­ner Per­son be­schafft wur­den. Die­se Pro­blem wur­de al­ler­dings be­reits in der Ver­nehm­las­sungs­ant­wort zum NDG von grund­rech­te.ch vom 20. Ju­ni 2013 the­ma­ti­siert:

Nicht nur soll al­so auf ei­nen An­fangs­ver­dacht ver­zich­tet wer­den, viel­mehr sol­len oh­ne An­fangs­ver­dacht noch ein­schnei­den­de­re Mit­tel als die, wel­che die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den zur Ver­fü­gung ha­ben, zur ver­deck­ten Er­mitt­lung im Ge­heim­be­reich von Per­so­nen zu­läs­sig sein, um even­tu­ell straf­pro­zes­sua­le Be­wei­se zu be­schaf­fen. Art. 55 NDG ist nichts an­de­res als ei­ne Le­ga­li­sie­rung von «Fis­hing Ex­pe­di­ti­ons» als Grund­la­ge im Straf­ver­fah­ren und so­mit klar ver­fas­sungs­wid­rig, vgl. BGE 6B_849/2010 vom 14. April 2011 (Ba­den­fahrt) und an­de­re, er wi­der­spricht auch der EM­RK resp. de­ren Aus­le­gung durch den EGMR (Ur­teil Klass).

Da 2015 ein Wahl­jahr ist, ist auch denk­bar, dass le­dig­lich ein biss­chen Staub auf­ge­wir­belt wer­den soll, um die Be­ra­tung die­ses Ge­set­zes nach die Wah­len im Herbst zu ver­schie­ben.

 

Webauftritt gestaltet mit YAML (CSS Framework), Contao 3.5.27 (Content Management System) und PHPList (Newsletter Engine)

Copyright © 2006-2025 by grundrechte.ch