Copwatch Bern

12. Februar 2013

Im Herbst 2012 hat die In­ter­es­sen­ge­mein­schaft Kul­tur­raum Reit­schu­le (Ikur) die In­ter­net­platt­form Cop­watch ge­star­tet. Die all­täg­li­chen un­halt­ba­ren Zu­stän­de im Zu­sam­men­hang mit Ein­sät­zen der Kan­tons­po­li­zei Bern rund um die Reit­schu­le sol­len öf­fent­lich do­ku­men­tiert und ar­chi­viert wer­den. Die­ses Vor­ge­hen wird aus fol­gen­dem Grund als Not­wen­dig­keit an­ge­se­hen: «Die Öf­fent­lich­keit nimmt oft nur die Sicht der Po­li­zei wahr, nicht die der Op­fer und der Reit­schu­le.»

Of­fen­bar lei­den die Po­li­zei­ein­sät­ze auch in Bern wie über­all an den glei­chen Män­geln: Sie er­fol­gen von oben her­ab, wer­den stüm­per­haft und un­pro­fes­sio­nell aus­ge­führt, und am En­de wird in ei­ner of­fi­zi­el­len Me­di­en­mit­tei­lung al­les falsch dar­ge­stellt und die Schuld ei­nem Drit­ten zu­ge­wie­sen. Seit 1291 hat in der Schweiz die Po­li­zei auf je­den Fall noch nie et­was falsch ge­macht.

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Am 30. No­vem­ber 2012 wur­de das Vi­deo «Sinn­lo­se Men­schen­jagd auf dem Vor­platz der Reit­schu­le Bern», wel­ches auf Youtube hoch­ge­la­den wur­de, mit fol­gen­dem Text ver­linkt: «Seit 15 Jah­ren jagt die Po­li­zei auf der Schüt­zen­mat­te und auf dem Vor­platz vor der Reit­schu­le «mut­mass­li­che Dea­ler» bzw. «mut­mass­li­che Schwar­ze». Je­den Tag (vor al­lem abends) fah­ren «Kro­kus»-Pa­trouil­len mehr­mals pro Stun­de auf der Schüt­zen­mat­te her­um und schre­cken Grup­pen von «mut­mass­li­chen Dea­lern» auf, die dann man­gels Al­ter­na­ti­ven Rich­tung Reit­schu­le flüch­ten bzw. ge­flüch­tet wer­den. Min­des­tens ein- bis drei­mal pro Wo­che spie­len sich auch sol­che Sze­nen wie auf dem kur­zen Vi­deo ab.»

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Aber auch äl­te­re Be­ge­ben­hei­ten sind auf­ge­lis­tet, et­wa die Durch­su­chung der Reit­schu­le am 14. Au­gust 2012 durch 30 Po­li­zis­ten, wel­che zwar kei­ne Hanf-In­door-An­la­ge fan­den, je­doch Hohn und Spott ern­te­ten, oder ein Ein­satz vom Sep­tem­ber 2011, bei wel­chem an­geb­lich zwei Zi­vil­fahn­der ver­prü­gelt wur­den.

Kei­ne Freu­de bei der SVP

Ein SVP-Po­li­ti­ker, Ex-Stadt­rat Hen­ri Beuchat, hat Straf­an­zei­ge ein­ge­reicht ge­gen die Ikur so­wie ge­gen ei­ne in Ba­sel wohn­haf­te Per­son, auf de­ren Na­me Cop­watch re­gis­triert ist. Die zwei­sei­ti­ge An­zei­ge­schrift wur­de an die Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft des Kan­tons Bern ein­ge­reicht. «Die Si­cher­heits­or­ga­ne des Staa­tes wer­den auf die­ser Sei­te aufs Gröbs­te ver­un­glimpft und ver­ach­tet, zu­dem hat es ehr­ver­let­zen­de und ras­sis­ti­sche Äus­se­run­gen.» Die An­zei­ge sei teil­wei­se po­li­tisch mo­ti­viert, gibt Hen­ri Beuchat zu. «Ich ha­be mehr Ver­trau­en in un­ser Rechts­sys­tem als in den Ber­ner Ge­mein­de­rat», sagt er.

Der Ber­ner Staats­an­walt hat die­se un­sin­ni­ge An­zei­ge an die Staats­an­walt­schaft Ba­sel-Stadt wei­ter­ge­lei­tet. Dort muss sich jetzt die an­geb­lich über­las­te­te Staats­an­walt­schaft da­mit be­fas­sen. Am 7. Fe­bru­ar 2013 hat der ba­sel­städ­ti­sche Gros­se Rat ein vor­ge­zo­ge­nes Bud­get­pos­tu­lat der SVP für 30 zu­sätz­li­che Stel­len bei der Staats­an­walt­schaft ab­ge­lehnt...

Po­li­zei ar­bei­tet über­all an­geb­lich «feh­ler­frei»

Am 1. Fe­bru­ar 2013 wur­de in St. Gal­len ein 18jäh­ri­ger Fan des FC Ba­sel vom Vor­wurf, ei­nen Si­cher­heits­mann ge­tre­ten zu ha­ben, frei­ge­spro­chen. Er sass zwei Ta­ge in Un­ter­su­chungs­haft und er­hielt dann ei­nen Straf­be­fehl aus­ge­hän­digt. Die Schnell­ver­fah­ren in St. Gal­len wer­den an­geb­lich nur bei ein­deu­ti­ger Be­weis­la­ge durch­ge­führt. Das Ge­richt sprach den Mann aber auf­grund von of­fi­zi­el­len Vi­deo­auf­nah­men, die ihn ent­las­te­ten, frei. Der Kom­man­dant der Stadt­po­li­zei St. Gal­len, Pi­us Va­lier, sag­te da­zu, die Po­li­zei ha­be kei­nen Feh­ler ge­macht, es sei ein­fach är­ger­lich.

Beim Ab­riss der ab­ge­brann­ten Vil­la Ro­senau in Ba­sel will die Po­li­zei nichts da­mit zu tun ha­ben, dass Sa­chen zer­stört wur­den. Ei­ne Per­son muss­te zu­se­hen, wie ein Bag­ger ih­ren Bus zer­stör­te, ob­wohl sie ihn aus­ser­halb der ur­sprüng­li­chen Po­li­zei­ab­sper­rung ge­parkt hat­te und ver­such­te, den Bus zu ret­ten. Sie wur­de von der Po­li­zei zu­rück­ge­wie­sen. Der von der Ge­bäu­de­ver­si­che­rung vor­ge­schla­ge­ne Pe­ri­me­ter für die Sper­rung um­fass­te die Par­zel­le mit dem Bus nicht. Es war die Po­li­zei, die den An­trag stell­te, den Pe­ri­me­ter zu ver­grös­sern. «Wir ha­ben dar­um ge­be­ten, auch den Bau­platz für die Ab­bruchs­ar­bei­ten mit ei­ner Ab­sper­rung zu ver­se­hen. Dies, da­mit es ein­fa­cher wird, das Ge­län­de zu über­wa­chen», sagt Mar­tin Schütz, Spre­cher des Jus­tiz- und Si­cher­heits­de­par­te­ments. Die Po­li­zei ha­be nichts da­mit zu tun, dass der Bus ent­sorgt wur­de, sagt Schütz. «Über die Ab­bruch- und Räu­mungs­ar­bei­ten in­ner­halb der Ab­sper­rung hat­te nicht die Po­li­zei zu ent­schei­den. Die Po­li­zei war le­dig­lich da­für zu­stän­dig, dass das fe­der­füh­ren­de Bau- und Ver­kehrs­de­par­te­ment und die zu­stän­di­ge Bau­fir­ma ih­re Ar­beit für al­le Be­tei­lig­ten si­cher durch­füh­ren konn­ten. Dass Sa­chen weg­ge­kom­men sind, hat nichts mit der Po­li­zei zu tun.». Der neue Si­cher­heits­di­rek­tor Ba­schi Dürr (FDP) fühlt sich eben­falls nicht zu­stän­dig.

Die­se Lis­te lies­se sich prak­tisch end­los ver­län­gern, auch wenn dies Hen­ri Beuchat ver­mut­lich nicht ge­fällt.

 

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