Verraten Handy-Daten Vierfachmörder?

2. März 2016

20 Minuten

Bei der Aufklärung des Vierfachmords von Rupperswil lassen die Ermittler nichts unversucht: An einer Medienkonferenz vor zwei Wochen teilten die Aargauer Ermittlungsbehörden mit, dass sie Täter-DNA sichergestellt hätten, und lobten 100,000 Franken Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täterschaft führen.

Was sie nicht erwähnten: Bereits im Dezember hatte die Staatsanwaltschaft bei den Mobilfunkanbietern die Daten der Handybenutzer angefordert, die zum Tatzeitpunkt bei einer Antenne in der Nähe registriert waren. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Sandra Zuber, sagt zu 20 Minuten: «Im Verlauf des Januars wurden uns die Daten zur Verfügung gestellt, und seither sind mehrere Mitarbeiter der Sonderkommission daran, diese Daten aufzubereiten und zu analysieren.»

Personen werden überprüft

Akribische Kleinarbeit für die Ermittler. Denn eine Antenne erfasst stündlich hunderte Handynummern und deren Besitzer. Zuber sagt: «Wir gehen davon aus, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu einer grösseren Anzahl von Personenüberprüfungen führen werden.» Wie viele Handynummern die Ermittler überprüfen, konnte die Sprecherin nicht bekannt geben. Das Aargauer Zwangsmassnahmengericht habe dem Antrag der Strafverfolgungsbehörden zugestimmt.

Die Auswertung erschweren dürften die beiden Autobahnen und die Bahnlinie, die in der Nähe des Tatorts verlaufen. Ob und wie Daten von Personen, die sich dort befanden, in die Ermittlungen einfliessen beziehungsweise eliminiert werden können, wollten die Behörden nicht bekanntgeben.

Bei einem der schwersten Gewaltverbrechen im Kanton Aargau wurden die 48-jährige Carla S.*, ihre Söhne Davin (13) und Dion (19) sowie dessen Freundin Simona F.* (21) ermordet. Die Opfer waren mit Kabelbindern gefesselt und wiesen Stich- oder Schnittverletzungen auf.

Auswertung auch im Fall Emmen

Es ist nicht der einzige Fall in der Schweiz, bei dem mit diesem Mittel nach der Täterschaft gesucht wird. Auch im Vergewaltigungsfall von Emmen forderte die Luzerner Staatsanwaltschaft die Daten der Handybenützer an. Dort ist die Liste mehrere tausend Telefonnummern lang: Die Antenne in der Nähe des Tatorts liegt auch unweit einer Autobahn.

Auch dort sollen die Nummern und Besitzer in akribischer Kleinarbeit überprüft werden. Im Einzelfall könnten unter anderem Alibi-Abklärungen, Befragungen oder auch DNS-Tests durchgeführt werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Simon Kopp.

DNA sichergestellt

Ein Unbekannter hatte am 21. Juli 2015 bei Emmen an der Reuss eine 26-jährige Frau vom Velo gerissen und in einem nahen Waldstück vergewaltigt. Die Frau erlitt bei dem Überfall schwerste Verletzungen. Ihre Arme und Beine sind seither laut den Behörden komplett gelähmt.

Die Ermittler konnten unter anderem an den Kleidern des Opfers die mutmassliche DNA des Täters sicherstellen. Gemäss der vagen Beschreibung des Opfers ist der Gesuchte ein 19 bis 25 Jahre alter Raucher mit dunklem, gekraustem Haar.

 

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